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Galerie & Rundgang

1996 wurde die Schlosskirche als ein fast vollständig erhaltenes Musterbeispiel für Denkmalpflege im 19. Jh. von der UNESCO auf die Welterbeliste gesetzt. 2012-2016 hat man sie mit Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt, der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union und privater Spender saniert und restauriert (Kosten: ca. 8 Mill. Euro). Der Besucher findet in ihr beeindruckende Kunstwerke aus den Epochen der Gotik, Renaissance, des Klassizismus, der Neugotik und der Moderne. Darüber hinaus kann er in diesem historisch aufgeladenen und spirituell anregenden Raum an schlichten Andachten, an festlichen Gottesdiensten, an kleinen und großen Kirchenkonzerten teilnehmen.

Auf unserem Schlosskirchenrundgang sollen Ihre aus den verschiedensten Epochen der Geschichte stammenden wichtigsten Kunstwerke kurz beschrieben werden, die einerseits aus alter Zeit noch erhalten, andererseits in neuerer Zeit dazu gekommen sind. Klicken Sie die Bilder an und erfahren Sie mehr aus der Historie der Schlosskirche zu Wittenberg.

[Texte: Bernhard Gruhl • Fotos: Stephanie Bechert © Schlosskirche Wittenberg 2020]

Historie

1.historieIm Rahmen eines Neubaus des Wittenberger Schlosses (1489-1518) ließ Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen (reg. 1486-1525) ab 1496 auch eine Schlosskirche errichten, die schon 1503 geweiht und etwa 1509 fertiggestellt wurde. Sie nahm fast den ganzen Nordflügel des aus drei Flügeln bestehenden Hauptschlosses ein und wurde im Inneren mit Werken der bedeutendsten Künstler jener Zeit des Übergangs von der Gotik zur Renaissance ausgestattet. Bereits 1507 ließ der Kurfürst die Kirche der von ihm 1502 gegründeten Wittenberger Universität inkorporieren. Das machte sie für die folgenden 300 Jahre zur Universitätskirche und Aula für akademische Festakte. 1524 führte man in der Schlosskirche evangelische Gottesdienste ein.
Ein 1760 durch Kanonenbeschuss ausgelöster großer Brand brachten Dach und Gewölbe der Kirche zum Einsturz und vernichtete viele kostbare Gemälde und Schnitzwerke in ihrem Innern. Nur einige Grabdenkmäler konnten dem Feuer widerstehen. Auch der Figurenschmuck des alten Hauptportals an der Straße und die denkwürdige Holztür, an die Martin Luther der Überlieferung nach am 31. Okt. 1517 sein Plakat mit den 95 Thesen angeheftet hat, gingen verloren. Nach dem Brand wurde die Kirche, deren Umfassungsmauern stehen geblieben waren, in schlichter Form wieder instand gesetzt. 1806 unterbrach die Besetzung Wittenbergs durch Napoleons Truppen die Lehrtätigkeit der Universität. Nach dem Befreiungskrieg wurde Wittenberg 1815 preußisch. Der neue Herr der Stadt, König Friedrich Wilhelm III. (reg. 1797-1840), nötigte die Universität zur Vereinigung mit der Universität in Halle und damit zum Wegzug. Als Ersatz gründete er in Wittenberg 1816 ein evangelisches Predigerseminar und widmete ihm die Schlosskirche als Predigtstätte. 
Von 1885-1892 wurde die sanierungsbedürftige Schlosskirche auf Initiative des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen (1831-1888) zu einem vom neogotischen Kirchbaustil des 19. Jhs. geprägten Denkmal der Reformation umgebaut und innen entsprechend ausgestattet. Außen unterstreichen seitdem die Thesentür und der repräsentative hohe Kuppelturm ihre historische Rolle als „Wiege der Reformation“. 

Die Thesentür

2.thesentuer19aDas große spätgotische Sandsteinportal in der Mitte der Nordfassade mit der Inschrift „1499“ am Spitzbogen ist ziemlich original erhalten, aber ohne den ursprünglichen Figurenschmuck. 
Die heutige, 1858 eingesetzte, doppelflügelige Bronzetür wurde von dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (reg. 1840-1861) gestiftet und von dem Konservator der preußischen Denkmäler Ferdinand v. Quast entworfen. Die kleinen Musikantenfiguren am oberen Rand der beiden Türflügel schuf Friedrich Drake. In die Türflügel sind in gotischer Minuskelschrift die lateinischen 95 Thesen Luthers eingegossen. 
Im Bogenfeld über der Türe sieht man ein von August v. Kloeber geschaffenes Gemälde. Es zeigt die Reformatoren Luther (mit deutscher Bibel) und Philipp Melanchthon (mit seinem „Augsburger Bekenntnis“) kniend unter dem gekreuzigten Jesus auf der Elbwiese vor dem historischen Stadtbild Wittenbergs. Als Vorbild diente dem Maler ein Holzschnitt Lucas Cranachs d. J. 
Die beiden Statuen aus Sandstein über der Tür, von Friedrich Drake entworfen und von Friedrich Wilhelm Holbein ausgeführt, stellen die Kurfürsten Friedrich den Weisen (links) und Johann den Beständigen (reg. 1525-1532) als fürstliche Beschützer der Reformatoren dar.

Der Turm an der Westseite der Kirche

3.turm2020Der heutige Kirchturm war ursprünglich wie der Südturm ein Wohnturm für die Fürsten, wurde aber im Siebenjährigen Krieg 1760 schwer beschädigt und danach zum Kirchturm und Glockenträger umgestaltet, indem man ihm zwei Stockwerke aus Holz mit Kupferverkleidung aufsetzte. Diese hölzernen Teile verbrannten nach erneutem Beschuss im Krieg 1813. Aus dem verbliebenen Turmstumpf machte das preußische Militär eine Kanonenbastion.
Im Rahmen des oben erwähnten Umbaus der Kirche 1885-1892 nutzte der Berliner Baumeister Friedrich Adler die erhaltenen unteren Geschosse des alten Nordturms und ließ ihn zu dem heutigen 88 m hohen Kirchturm mit seiner auffallenden arkadengeschmückten Kuppel aufbauen. Das weithin sichtbare farbige Mosaikband unterhalb der Kuppel gibt die ersten Worte von Luthers berühmten Choral „Ein feste Burg ist unser Gott / ein gute Wehr und Waffen“ wieder. Im Turm hängen drei Glocken, die 1960 von der Firma Schilling und Söhne in Apolda gegossen wurden. Alle früheren Glocken gingen verloren. Auf der Höhe des Glockenstuhls (ca. 60 m) befindet sich eine Aussichtsplattform.

Der Dachreiter und die Uhr

4.dachreiter uhr2020Der aus Holz erbaute und mit Kupfer beschlagene reich verzierte Dachreiter wurde von Baumeister Friedrich Adler entworfen und über dem Joch zwischen der Thesentür und dem Chor errichtet, wo er schon auf dem Cranachschen Holzschnitt von 1509 zu sehen ist, der die fertiggestellte Kirche zeigt. Die Uhr wurde wahrscheinlich von der Firma Zacharias um 1850 gebaut, 1996 von Karl-Heinz Hecht in Wiehe (Kyffhäuserkreis) restauriert und 2013 mit zwei neuen Uhrglocken der Firma Rincker in Sinn (Hessen) versehen. 

Die Grabsteine außen am Chor und der Südseite der Kirche

5.grabsteine aussen 2 2020Um 1890 wurden zahlreiche Grabplatten aus dem Fußboden im Inneren entfernt und die einigermaßen erhaltenen draußen an der Chorwand aufgestellt. Sie erinnern daran, dass die Kirche zwischen 1509 und 1802 auch ein Begräbnisplatz für Fürsten, fürstliche Beamte, Professoren und teilweise deren Frauen war. Auf den jetzt stark verwitterten Grabsteinen kann man noch die Namen von 11 Theologen, 6 Juristen, 6 Medizinern und etlichen Philologen, Historikern und Beamten lesen, die in Lehre und Verwaltung tätig waren.

Die Verbindungstür zum Schloss

1.verbindungstuer2020Es gibt einen direkten Zugang zur Kirche neben dem Turm an der Straße, der bei Gottesdiensten und Konzerten geöffnet wird. Sonst gelangt man innerhalb der Öffnungszeiten durch das Besucherzentrum des Schlosses in die Kirche. Ihre Eingangshalle betritt man zunächst durch eine besondere Tür, die der Bildhauer Marco Flierl 2016 aus Bronze geschaffen hat. Auf ihrer Vorderseite sieht man vier „apokalyptische Reiter“, die dem bekannten Holzschnitt von Albrecht Dürer zu Offb 6 nachempfunden sind. Darüber steht die erste Zeile aus Luthers Lied: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten…“ Auf der zur Kirche gewandten Seite sieht man einen über beide Flügel reichenden Erdkreis, in dem ein Baum mit vielen Wurzeln und Zweigen die weltweite Ausbreitung der reformatorischen Kirchen darstellt.

Die Grabdenkmäler der askanischen Fürsten 

2.rudolph elisabeth2020In der Eingangshalle stehen zwei große Reliefplatten aus Sandstein aufrecht an der Westwand der Kirche. Sie stammen aus dem 14. Jh. und waren ursprünglich liegende Deckplatten zweier Tumben in der Kirche des Franziskanerklosters im Norden der Stadt. 1537 wurden die Platten in die Schlosskirche überführt. 

Die linke Platte zeigt den askanischen Kurfürsten Rudolf II. (reg. 1356-1370) in Ritterrüstung. Das Wappen auf seinem Schild kennzeichnet ihn als Herzog von Sachsen, das mit den gekreuzten Schwertern über seinem Kopf ist das Zeichen der sächsischen Kurwürde. Neben ihm steht seine Frau Elisabeth im schlichten Gewand einer Witwe. Nach der Inschrift starb sie drei Jahre nach ihm (1373). Der Stil des unbekannten Bildhauers zeigt die „Einwirkung der Wiener Parlerkunst“ (Ingrid Schulze).

3.elisabeth2020In der Eingangshalle stehen zwei große Reliefplatten aus Sandstein aufrecht an der Westwand der Kirche. Sie stammen aus dem 14. Jh. und waren ursprünglich liegende Deckplatten zweier Tumben in der Kirche des Franziskanerklosters im Norden der Stadt. 1537 wurden die Platten in die Schlosskirche überführt. 
Auf der rechten Platte sieht man die junge Herzogin Elisabeth (nach der Inschrift 1353 gestorben), Tochter Rudolfs und Elisabeths, mit der Krone einer Herzogin auf offenem langen Haar. Auch hier ist der Bildhauer unbekannt, sein Stil „läßt Einfluß französischer Kathedralkunst vermuten“ (Ingrid Schulze). 

4tumba seitenwand2020In der Eingangshalle stehen zwei große Reliefplatten aus Sandstein aufrecht an der Westwand der Kirche. Sie stammen aus dem 14. Jh. und waren ursprünglich liegende Deckplatten zweier Tumben in der Kirche des Franziskanerklosters im Norden der Stadt. 1537 wurden die Platten in die Schlosskirche überführt. 
Von der ehemaligen Tumba der jungen Elisabeth hat sich auch eine Seitenwand erhalten, die unter dem Rundfenster der Westwand eingelassen ist. Sie zeigt neun weibliche Heilige, fünf davon mit der Märtyrerkrone. Es sind (von l. n. r.): Ursula mit Pfeil, eine Unbekannte mit Buch, Maria Magdalena mit Salbgefäß, Elisabeth mit Kirchenmodell, Lucia (?) mit Palmenzweig und Buch, Katharina mit Schwert und Rad, Dorothea mit Blumenkorb, Scholastika (?) mit Buch, Barbara mit Turm und Buch. 

Das vom Kaiser gestiftete Denkmal der Askanier

5.askanier denkmal2020Um 1883 exhumierte man die in der Franziskanerkirche ruhenden Gebeine der 1422 ausgestorbenen Wittenberger Linie der sächsisch-askanischen Fürsten und überführte, was man gefunden hatte, in die Gruft unter der Eingangshalle der Schlosskirche. Zum Gedenken an diese „Anhaltiner“ stiftete Kaiser Wilhelm II. 1891 eine Bronzeplatte mit ihren überlieferten Namen und Todesdaten. Die Platte befindet sich auf einem tumbenartigen Sandsteinblock in der Mitte der Eingangshalle. 

2009 stieß man bei Bauarbeiten zwischen den Grundmauern der ehemaligen Franziskanerkirche auf eine unversehrte Gruft mit den Skeletten Rudolfs, seiner Frau und seiner Tochter. Damit war erwiesen, dass sie 1883 nicht gefunden worden sind. Nach gründlicher medizinisch-archäologischer Untersuchung setzte man die Skelette am ursprünglichen Platz in der Klosterkirche wieder bei, nachdem man deren erhaltene Umfassungsmauern saniert und wieder mit einem Dach versehen hatte.

Die Reformatorenstatuen vor den Pfeilern

1.statue2020Es sind neun um 1890 geschaffene Statuen aus Kalkstein, die Luther und einen ihm ergebenen Kreis „deutscher lutherischer“ Theologen darstellen. Vor den Pfeilern stehen von der Eingangshalle aus gesehen (in Klammern dabei die Nachnamen der ausführenden Bildhauer): 
Nordseite: Nikolaus v. Amsdorf (Götz), Urbanus Rhegius (Alt), Georg Spalatin (Gormanski), Johannes Bugenhagen (Brodwolf), Philipp Melanchthon (Geyer). 
Südseite: Caspar Cruciger (Kokolsky), Johannes Brenz (Ohmann), Justus Jonas (Oepke), Martin Luther (Riesch). 
Die Oberleitung der Arbeit hatte Rudolf Siemering, der für eine einheitliche Gestaltung der Statuen sorgte.

Die Bronzemedaillons an den Emporenbögen

2.bronzemedallions2020In den Zwickeln der die Empore tragenden Bögen sind 22 aus Bronze gegossene Medaillons angebracht, die einen zeitlich wie räumlich viel weiter gefassten Kreis von Reformatoren und Unterstützern der Reformation zeigen, als die Statuen darunter. Die nach historischen Vorlagen geschaffenen und im Profil gezeigten Köpfe wurden von Robert Toberentz u. a. Künstlern geschaffen. Im Bereich von der Kanzel bis zum Altar handelt es sich um Fürsten (alle mit Hüten), die sich bis 1540 zur Reformation bekannt und sie in ihren Ländern eingeführt haben. 
Es sind auf der Südseite (vom Altar aus gesehen) die drei sächsischen Kurfürsten Friedrich der Weise, Johann der Beständige und Johann Friedrich der Großmütige. Dazu noch Fürst Wolfgang v. Anhalt. 
Ihnen gegenüber auf der Nordseite: Kurfürst Joachim II. v. Brandenburg, Herzog Albrecht „in“ Preußen, Landgraf Philipp v. Hessen, Herzog Ernst v. Braunschweig-Lüneburg.
Den Fürsten folgen auf der Nordseite nach Westen die Maler Lucas Cranach d. Ä. und Albrecht Dürer, der Dichter Hans Sachs und die Reformatoren Martin Bucer, Petrus Waldes, Johannes Wiclif. Auf der Südseite: Johannes v. Staupitz, Paul Speratus, Johannes Matthesius, Heinrich v. Zütphen, Johannes Hus, Girolamo Savonarola. An der Westempore sieht man die mit etwas größeren Medaillons hervorgehobenen Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli  und Johannes Calvin. 

Die Adelswappen an der Emporenbrüstung

3.adelswappen quer2020Die Brüstung der den ganzen Raum umfassenden Empore ist seit 1892 mit 52 Wappen von Kurfürsten, Herzögen, Fürsten, Grafen und Rittern besetzt, welche auf verschiedene Weise die Reformation und Luthers Wirken gefördert haben. In diese Reihe hat man auch die Wappen des schwedischen Königs Gustav Wasa und des dänischen Königs Christian II. aufgenommen. Die Anregung zu diesem Wappenschmuck gab Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, die nähere Auswahl traf nach einer Vorschlagsliste des Lutherforschers Ernst Ludwig Enders eine Expertenkommission, die Gipsentwürfe schuf der Bildhauer Jokesch, die Ausführung in Kalkstein übernahmen der Steinmetzmeister Jahn mit Gehilfen. Schließlich wurden die Wappen in den heraldischen Farben bemalt. 

Die Stadtwappen in den Seitenfenstern

4.stadtwappen fenster2020Neben dem „christlichen Adel deutscher Nation“ folgten auch viele Städte Luthers Ruf zur Reformation. Daran sollen die um 1891 vom „Institut für Glasmalerei“ in Berlin geschaffenen medaillonförmigen Stadtwappen in fünf Fenstern der Nordwand und in drei Fenstern der Südwand (jeweils im oberen und unteren Fenster) erinnern. Es waren ursprünglich 198 Wappen von Städten (nach einer Vorschlagsliste des Lutherforschers Ernst Ludwig Enders), von denen im Lauf der Zeit mehr als ein Drittel Kriegsereignissen, Witterungseinflüssen und Vandalismus zum Opfer fielen. Sie sind im Rahmen der letzten gründlichen Sanierung der Fenster durch die „Glaswerkstätten F. Schneemelcher Quedlinburg“ von 2012 -2016 rekonstruiert und alle Wappen nach ihrer alten Anordnung (entsprechend den Bundesstaaten des Reiches) wieder eingesetzt worden. Doch konnte man 18 Wappen auf Grund veränderter Platzverhältnisse in den Fenstern nicht mehr unterbringen.

Die Glasbildnisse europäischer Reformatoren

5.reformatoren fenster2020In den beiden unteren Fenstern der Nordwand links und rechts von der Emporentreppe sind 12 Glasbildnisse europäischer Reformatoren des 16. Jhs. zu sehen. Sie wurden 1983 von der Evangelischen Kirche der Union gestiftet, um die im 19. Jh. getroffene einseitige Auswahl deutscher Protagonisten der Reformation zu erweitern. Die medaillonförmigen Porträts schuf die Grafikerin Renate Brömme nach historischen Vorbildern in Grisaillemalerei. 
Im linken Fenster sind zu sehen: Hans Tausen (für Dänemark), John Knox (Schottland), Thomas Cranmar (England), Olaus und Laurentius Petri (Schweden), Petrus Martyr Vermigli (Italien), Gaspard de Coligny (Frankreich). 
Im rechten Fenster: Michael Agricola (Finnland), Leonhard Stöckel (Slowakei), Johannes Laski (Polen), Johannes Augusta (Böhmen), Johannes Honter (Siebenbürgen), Matthias Devai (Ungarn).

Das Bild Johann Hinrich Wicherns, des Begründers der Inneren Mission

6.wichern2020Wichern (1808-1881), Theologe und Lehrer in Hamburg, hielt 1848 beim „Wittenberger Kirchentag“ eine flammende Rede in der Schlosskirche für eine neue deutsche Reformation durch „rettende Liebe“. Danach gelang ihm die Gründung des Vereins „Innere Mission“, der sich seitdem in Gemeinschaft mit der evangelischen Kirche um Notleidende kümmert.
An Wicherns Rede erinnert sein Bild an der Südwand im Joch nach der Eingangshalle. Es wurde 1972 von dem Maler Erich Viehweger nach einer Vorlage des 19. Jhs geschaffen. 

Die beiden großen Bildnisse Luthers und Melanchthons

7.bildnis luther2020An der Südwand im 2. Joch nach der Eingangshalle sieht man auf zwei dicht nebeneinander angebrachten Gemälden die beiden führenden Wittenberger Reformatoren Luther und Melanchthon in Lebensgröße. Das linke Gemälde zeigt Luther. Er ist barhäuptig, trägt einen  Predigertalar und gelbe Stiefel. So mit beiden Händen ein Buch haltend steht er vor einer Rundbogennische.

Nach Melanchthons Tod (1560) malte Lucas Cranach d. J. im Auftrag der Universität solche Bildnisse der beiden Reformatoren, die man neben ihren Gräbern anbrachte. Davon wurden im Lauf der Zeit unzählige Kopien hergestellt. Die Originale in der Schlosskirche sind 1760 verbrannt. Die beiden heutigen Gemälde sollen Kopien von dem Wittenberger Maler und Bürgermeister Paul Keil sein (+1744).

8.bildnis melanchton2020An der Südwand im 2. Joch nach der Eingangshalle sieht man auf zwei dicht nebeneinander angebrachten Gemälden die beiden führenden Wittenberger Reformatoren Luther und Melanchthon in Lebensgröße. Das rechte Gemälde zeigt Melanchthon, im Gegensatz zu Luther bärtig, mit einem Barett in der Rechten und einem Buch in der Linken. Er trägt einen mit Pelz besetzten Mantel und schwarze Stiefel. 
Nach Melanchthons Tod (1560) malte Lucas Cranach d. J. im Auftrag der Universität solche Bildnisse der beiden Reformatoren, die man neben ihren Gräbern anbrachte. Davon wurden im Lauf der Zeit unzählige Kopien hergestellt. Die Originale in der Schlosskirche sind 1760 verbrannt. Die beiden heutigen Gemälde sollen Kopien von dem Wittenberger Maler und Bürgermeister Paul Keil sein (+1744).

Das Grab Martin Luthers

1.grab luthers2020Als Luther 1546 in Eisleben starb, befahl der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen (reg. 1532-1547), dass der Leichnam nach Wittenberg überführt und dort in der Schlosskirche begraben werde. Das Grab befindet sich dicht bei der Kanzel etwa 2 m tief im Boden. Seit 1892 ist die Stelle durch einen tumbenartigen Sandsteinblock gekennzeichnet, auf dem eine kleine Bronzeplatte befestigt ist, welche die Universität wohl erst nach 1560 für ihren berühmtesten Professor gießen ließ. Die lateinische Inschrift sagt: 
„Hier ist der Leib Martin Luthers, des Doktors der heiligen Theologie, begraben. Er starb im Jahre Christi 1546 am 18. Februar in seiner Vaterstadt Eisleben im Alter von 63 Jahren, 2 Monaten, 10 Tagen.“

Luthers Epitaph an der Südwand

2.luther epitaph2020An der Südwand neben dem Grab ist unter dem Fenster eine große Bronzeplatte befestigt, die Luther als Professor im Predigertalar mit seinem Wappen (der „Lutherrose“)  und einem Buch in den Händen zeigt. Die wohl von Melanchthon verfasste lateinische Inschrift sagt:
„Im Jahre 1546 am 18. Februar wurde der hochehrwürdige Doktor der Theologie Martin Luther aus diesem vergänglichen Leben heimgerufen. Noch auf dem Sterbebett hat er mit Festigkeit bezeugt, dass die Lehre, die er lehrte, wahr und für die Kirche heilsnotwendig sei. Danach befahl er seine Seele Gott im Glauben an unseren Herrn Jesus Christus. Er starb im Alter von 63 Jahren, nachdem er die Gemeinde Gottes in dieser Stadt mehr als 30 Jahre gewissenhaft und erfolgreich erbaut hat. Sein Leib aber liegt hier begraben. Jesaja 52 [steht]: „Wie lieblich sind die Füße derer, die den Frieden [mit Gott] predigen.“
Diese Platte ist eine 1891 hergestellte Kopie der Originalgrabplatte, die Kurfürst Johann Friedrich ursprünglich für die Schlosskirche in Auftrag gab, die aber dann wegen seiner Vertreibung aus Wittenberg in der Stadtkirche von Jena ihren Platz bekommen hat. Sie war bald nach Luthers Tod von Heinrich Ziegler d. J. in Erfurt gegossen worden. Als Vorlage diente ein Holzschnitt Lucas Cranachs d. Ä. 

Das Grab Philipp Melanchthons

3.grab melanchthon2020Es befindet sich am Pfeiler vor der Nordwand gegenüber dem Luthergrab und ist ebenfalls mit einem Sandsteinblock hervorgehoben. Die darauf befestigte alte Bronzeplatte (die in Form und Größe der Bronzeplatte auf Martin Luthers Grab gleicht) sagt:
„Hier ist der Leib des ehrwürdigen Herrn Philipp Melanchthon begraben. Er starb im Jahre Christi 1560 am 19. April in dieser Stadt im Alter von 63 Jahren, 2 Monaten, 2 Tagen.“
An der Wand neben dem Grab sind zwei größere Schrifttafeln aus Bronze befestigt, die ein lateinisches Gedicht wiedergeben, das Leben und Wirken des Verstorbenen schildert. Melanchthon war ein Universalgelehrter, insbesondere Pädagoge, Theologe und neben Luther der einflussreichste Wittenberger Reformator.

Das Epitaph des Propstes Henning Goede

1.goede epitaph2020Es befindet sich an der Südwand rechts neben Luthers Epitaph. Goede war der letzte katholische Propst der Schlosskirche (+1521). Sein Epitaph ist ein besonders qualitätvolles Werk der Renaissancekunst von einem der Meister der Nürnberger Vischerwerkstadt und zeigt im Relief die „Krönung der Maria“: Die Gottesmutter, zum Himmel entrückt, wird von Gottvater, Jesus Christus und dem Heiligen Geist (in Gestalt einer Taube) gekrönt. Als Vorlage für die Gestaltung der Szene dienten Holzschnitte und Kupferstiche Albrecht Dürers. Am linken Rand vorn sieht man als kleine Gestalt den Propst knien. Hinter ihm sein Namenspatron Johannes, der Evangelist. Ein zweites Exemplar dieses Epitaphs (mit abweichender Inschrift) befindet sich im Erfurter Dom, dessen Kapitel Goede ebenfalls angehörte.

Das Epitaph des Juraprofessors Matthäus Wesenbeck

2.wesenbeck epitaph2020Es befindet sich an der Südwand rechts neben dem Epitaph des Propstes Henning Goede und zeigt im Relief das Wappen des 1586 verstorbenen berühmten Juristen. In dem Rundbogen, der das Wappen umgibt, steht die alte Devise der christlichen Mönche ORA ET LABORA (bete und arbeite!). Im Unterschied zur klaren klassischen Form des Goedeepitaphs zeigt das Wesenbecks eine übermäßige Fülle symbolischer und mythischer Gestalten in barockem Rollwerk.

Die Grabplatten weiterer Professoren an der Nordwand

3.weitere professoren2020Zwischen dem Wendelstein in der Nordwand, der auf die Empore führt, und der Thesentür sind noch weitere sechs Bronzeplatten mit lateinischen Inschriften in die Wand eingelassen. Sie nennen die Namen von drei Professoren der Theologie, einem der Jurisprudenz und zwei der Medizin, die im 17. und 18. Jh. an der Wittenberger Universität gelehrt haben und in der Kirche begraben sind.

Die Kanzel

1.kanzel2020Am westlichen Pfeiler des 5. Jochs steht die aus Eiche geschnitzte und reich verzierte Kanzel. Der achteckige Kanzelkorb ruht auf einer kannelierten Säule. In den vier vom Kirchenschiff aus sichtbaren Feldern des Kanzelkorbs sieht man als geschnitzte Reliefs die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, erkennbar an ihren Attributen Engel, Löwe, Stier und Adler. Unter ihnen sind die Wappen der für Luthers Leben und Wirken wichtigsten Städte angebracht: Eisleben, Erfurt, Wittenberg und Worms. Über der Kanzel erhebt sich ein aus akustischen Gründen besonders großer Schalldeckel, reich mit gotischen Kielbögen, Fialen, Kriech- und Kreuzblumen verziert. Die hochaufragende Spitze des Schalldeckels wiederholt in einfacherer Form die Kuppel und Spitze des Schlosskirchenturms.
Die Kanzel wurde von Baumeister Friedrich Adler entworfen, wobei er auf Wunsch des Kronprinzen die spätgotische Kanzel der St. Annenkirche in Annaberg (Erzgebirge) zum Vorbild nahm. Ausgeführt wurde sie von dem Wittenberger Holzbildhauer Wilhelm Lober nach Tonmodellen von Robert Toberentz u. a.

Das Fürstengestühl mit dem Kaiserstuhl

2.fuerstengestuehl2020Zwischen der Kanzel und dem Chorraum steht auf beiden Seiten das aus Eiche geschnitzte neogotische „Fürstengestühl“. Es wurde auf Wunsch Kaiser Wilhelms II. (reg. 1888-1918) von den deutschen Bundesfürsten (soweit sie evangelisch waren) und den drei „freien Städten“ (die Stadtstaaten Lübeck, Hamburg und Bremen) gestiftet. Die Entwürfe lieferte Baumeister Friedrich Adler, die Ausführung übernahm Wilhelm Lober. Die 22 Plätze (jeweils 11 auf jeder Seite) wurden mit den geschnitzten und in den heraldischen Farben gefassten Wappen der betreffenden Herrscherhäuser gekennzeichnet und von einem durchgehenden mit Kielbögen, Fialen, Krabben und Kreuzblumen geschmückten Baldachin überfangen. 

3.kaiserstuhl2020Für den Kaiser schuf man einen besonderen „Kaiserstuhl“ (als 23. Platz), der im Chor neben dem nördlichen Pfeiler aufgestellt wurde. Ihn schmücken zwei „Kaiseradler“ auf seiner Balustrade, das preußische Königswappen in der Rückenlehne, ganz oben der Reichsadler und weitere Embleme.
Bei der Einweihung der wiederhergestellten Schlosskirche am 31. Oktober 1892 nahmen der Kaiser, die von ihm eingeladenen Bundesfürsten (einige ließen sich vertreten) und die drei Bürgermeister der Freien Städte einmal dort ihre Plätze ein. Seitdem können sie wie die übrigen Bänke von Besuchern der Andachten und Konzerte besetzt werden.

Der Altar

4.altar2020Der bis zu 12 m Höhe aufragende Altar im Chorraum ist wegen seiner zarten Formen weitgehend aus weichem französischem Kalkstein gearbeitet. Auf dem massiven Mensablock (Altartisch) mit einer Platte aus rotbraunem Marmor stehen ein geschnitztes Kruzifix (1890 von dem Tiroler Holzschnitzer Demetz) und zwei schwere Messingleuchter. Hinter der Mensa erhebt sich das tabernakelartige Altarretabel, bestehend aus drei hohen reich mit gotischen Stilelementen geschmückte Kielbögen, in denen drei große Kalksteinfiguren stehen. Die Statue im mittleren Bogen stellt den freundlich auf die Menschen zugehenden Jesus dar (von Gerhard Janensch), unverkennbar eine Widerspiegelung des nazarenischen Christusideals. Zur rechten Hand Jesu steht Petrus (mit Schlüssel), zur Linken Paulus (mit Schwert; beide Apostelfiguren von Carl Dorn). Vor den Pfeilern der Kielbögen stehen acht Statuetten, die weitere Apostel darstellen (von Richard Grüttner). Auf den Kielbögen erheben sich drei tabernakelartige Türme mit zartestem Maßwerk und hohen Fialen.
Dieser Altar wurde von Baumeister Friedrich Adler entworfen. Dabei hat er sich von dem Nürnberger Sebaldusgrab von Peter Vischer d. Ä. (1519 vollendet) anregen lassen (nach Martin Steffens).

Das Taufbecken

5.taufbecken2020Das kleine gusseiserne Taufbecken befindet sich in der Mitte vor den beiden zum Altarraum führenden Stufen. Es besteht aus einem Becken von sechseckiger Form, das oben eine runde Vertiefung aufweist, in welche die Taufschale eingelegt wird. Das Becken wird von einem ebenfalls sechseckigen Schaft mit einem entsprechenden Fuß getragen. Becken, Schaft und Fuß sind mit gotischem Maßwerk, Figuren und Symbolen verziert, die das Thema der christlichen Kindertaufe darstellen. Oben um den Rand des Beckens liest man die bekannten Worte Jesu aus dem Markusevangelium (10, 14): „Lasset die Kindlein zu mir kommen…“ Dem entsprechend zeigen sechs Reliefs an den Seiten des Beckens Kinder, die von weiblichen Schutzengeln in klassischen Gewändern zu Jesus geleitet und gesegnet werden. Rund um den Schaft stehen drei ebenso in klassische Kleider gehüllte Frauen, die durch ihre Attribute Kelch, Kind und Anker als die drei christlichen Tugenden „Glaube, Liebe und Hoffnung“ bezeichnet sind. 
Ganz unten am Fuß gibt eine Inschrift an, wo und wann das Kunstwerk geschaffen wurde: „Königliche Eisengiess[erei]: b: Berlin 1832.“ Das Taufbecken wurde von dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. der Schlosskirche gestiftet. Der Entwurf soll auf eine Künstlergruppe um Karl Friedrich Schinkel zurückgehen, der es gelungen ist, „aus gotischem und klassischem Geist heraus einen neuen, für seine Zeit idealen Stil zu schaffen“ (Sibylle Harksen). Gleiche Exemplare sind noch in den Schinkelkirchen in Zittau und Neuhardenberg erhalten.

Die Grabplatte und das Epitaph Kurfürst Friedrichs des WeisenDie Grabplatte und das Epitaph Kurfürst Friedrichs des Weisen

3.friedrich2020In der Mitte vor den Stufen des Altars befindet sich im Fußboden (über der seit 1547 zugemauerten Fürstengruft) die Grabplatte Friedrichs des Weisen (+1525). Sie wurde in der Vischerwerkstatt in Nürnberg gefertigt und zeigt das kursächsische Wappen mit einer lateinischen Grabschrift. 

Die beiden knienden Ritter

1.kniender ritter links2020Links und rechts neben dem Altar sieht man auf Postamenten je eine kniende lebensgroße Marmorfigur in Ritterrüstung. Beide blicken in der Haltung der „Ewigen Anbetung“ zum Altar, die Helme abgesetzt neben sich, das Haar von einer netzartig gewirkten goldfarbigen Haube zusammen gehalten. Der Ritter links stellt „treffend ähnlich“ (O. Thulin) Kurfürst Friedrich den Weisen (+1525) dar, der rechte Ritter mit leider beschädigtem Gesicht seinen Bruder Kurfürst Johann den Beständigen (+1532). Beide liegen in der Gruft unter dem Chor begraben.

2.kniender ritter rechts2020Der Bildhauer, der diese Freiplastiken aus Marmor geschaffen hat, ist unbekannt. Nach neuesten Forschungen könnten es Hans und Adolf Daucher aus Augsburg gewesen sein. Eine erhaltene Quittung vom Jahre 1520/21 gibt an, dass Lucas Cranach d. Ä. die Aufstellung der Ritter in der Kirche überwacht habe. Möglicherweise hat er dem Bildhauer auch Porträtzeichnungen geliefert und die Farbfassung ausgeführt. Danach hätten sich die beiden Fürsten schon zu ihren Lebzeiten als Stifter der Kirche verewigen lassen. Andere vermuten, dass Kurfürst Johann Friedrich 1532 die Denkmäler für seine Vorgänger gestiftet habe.

Die Grabplatte und das Epitaph Kurfürst Friedrichs des Weisen

4.epitaph friedrich2020An der Nordwand daneben unter dem Fenster erhebt sich – ebenfalls in dieser Werkstatt aus Bronze gegossen – ein 4 m hohes Epitaph für Friedrich, „eines der edelsten Werke deutscher Frührenaissance“ (Sibylle Harksen). Der Fürst steht dem Betrachter im kurfürstlichen Ornat mit dem Kurschwert direkt gegenüber in einem von kannelierten Säulen getragenen Renaissancebogen, umgeben von einer aus 16 Wappen bestehenden „Ahnenprobe“. Lucas Cranach lieferte für das Gesicht des Fürsten eine Porträtzeichnung, ein Holzschnitzer schuf danach ein Holzmodell für den Guss, so dass das Antlitz der Figur dem des lebenden Friederich wunderbar ähnlich wurde. Über seinem Haupt ist sein kurfürstliches Wappen angebracht, darüber halten zwei Putten einen Kranz, der seine Devise umschließt: VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM (Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit, Jes 40, 8). Ganz unten am Fuß des Werkes steht: OPVS M. PETRI FISCHERS / NORMBERGENSIS ANNO 1527 (Werk des Meisters Peter Fischer [d. J.] / Bürger von Nürnberg / im Jahre 1527). Links neben dem Epitaph an der Wand eine große Inschriftplatte mit von Melanchthon verfassten lateinischen Distichen, die des Fürsten Verdienste um den Frieden und die Wissenschaften feiern.

Die Grabplatte und das Epitaph Kurfürst Johanns des Beständigen

6.epitaph johannes2020Neben der Grabplatte von Kurfürst Friedrichs des Weisen vor dem Altar liegt die ganz ähnlich gestaltete Johanns des Beständigen (+1532). Für ihn wurde in der Vischerwerkstatt in Nürnberg ein Bronzeepitaph gegossen und gegenüber des Epitaph von Kurfürst Friedrichs des Weisen anno 1534 unter dem Fenster der Südwand aufgestellt. Geschaffen hat es aber Hans Vischer, der Bruder Peters d. J. (+1528). Zwar gleicht es im Ganzen dem Friedrichs, erreicht aber nicht dessen Eleganz. In der Mitte am untersten Rand der Basis ist eingraviert: „H. V. (Hans Vischer). Rechts daneben wieder eine große Inschriftplatte mit Melanchthons lateinischen Distichen über Johanns Treue zum evangelischen Bekenntnis.

Die Chorfenster

1.chorfenster2020Die drei Fenster des Chorabschlusses zeigen Darstellungen der im Neuen Testament erzählten Heilsgeschichte. Im oberen linken Fenster sieht man Maria mit dem neugeborenen Jesuskind, umgeben von Engeln und Hirten (nach Lk 2). Im Fenster darunter bringen die Sterndeuter aus dem Osten (die „Heiligen Drei Könige“) dem Kind Geschenke (nach Mt 2).
Das obere Fenster in der Mitte zeigt Jesus am Kreuz vor einer Flusslandschaft mit Bergen unter einem sich verdunkelnden Himmel.
Das obere rechte Fenster zeigt den auferstandenen Jesus über dem geöffneten Grab mit den betäubten Wächtern (nach Mt 28). Im Fenster darunter sieht man die Sendung des göttlichen Geistes zu den Aposteln am Pfingsttage (nach Apg 2).
Die Entwürfe zu den Fenstern, die das schon genannte „Institut für Glasmalerei“ in Berlin um 1891 ausführte, schufen die Maler Willy Döring und Moritz Ehrlich in enger Anlehnung an die von Kronprinz Friedrich Wilhelm persönlich ausgewählten Holzschnitte und Kupferstiche Albrecht Dürers. 

Die beiden Orgeln

2.orgel grosse orgel2020Die Schlosskirche verfügt über eine große und über eine kleine Orgel. Die große steht auf der Westempore und wurde 1864 von Friedrich Ladegast in Weißenfels erbaut. Um 1890 erhielt sie ein neues Gehäuse aus Eiche, das in Material und Farbton passend zu den anderen Schnitzwerken in der Werkstadt Wilhelm Lobers hergestellt wurde. Nach einem wenig gelungenen modernisierenden Umbau um 1935 störanfällig geworden, wurde die Orgel von der Orgelbaufirma Hermann Eule in Bautzen 1994 rekonstruiert und erweitert. Jetzt hat sie 4 Manuale, Pedal und 57 Register. Damit genügt sie gehobenen Ansprüchen heutiger Kirchenmusikpraxis.

3.kleine orgel2020Die Schlosskirche verfügt über eine große und über eine kleine Orgel. Die kleinere „Chororgel“ – 1965 von der Orgelbaufirma Schuke in Potsdam erbaut – befindet sich nach ihrer Restaurierung seit 2017 an der Nordwand hinter dem Fürstengestühl und hat einen beweglichen Spieltisch. Sie wird bei Andachten und Konzerten mit Chor und Orchester benötigt.